Geschichte
Die Bedrohung des Regenwaldes begann schon vor etwa 500 Jahren mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, jedoch schritt die hauptsächliche Zerstörung erst im letzten Jahrhundert explosionsartig voran. Anfänglich im Anbau von Kaffee-, Tee- und Baumwollplantagen, gefolgt vom Anbau von Zuckerrohr führte schließlich die Möglichkeit zur Kühlung während des Transportes von exotischen Früchten zu einem Exportaufschwung. Der Kautschuk-Boom in Südamerika fand durch Plantagenkautschuk in Südost-Asien Anfang des 20. Jahrhunderts ein plötzliches Ende.
Ausmaß
Obwohl noch(!) scheinbar riesige Regenwaldgebiete vorhanden sind, so sind dies nur noch knapp die Hälfte der Waldvorkommen, die es vor etwa 6.000 Jahren gab. Seit Beginn der Industrialisierung etwa Mitte des 19. Jahrhunderts nimmt die Zerstörung der Regenwälder ständig zu, bis alleine im Jahr 2000 mehr als 120.000 km2 unwiederbringlich zerstört wurden. 25 Länder der Erde gelten inzwischen als nahezu entwaldet. Dazu gehören: Indien, Bangladesch, Sri Lanka, Elfenbeinküste und Haiti. In den Monaten August bis Dezember 2007 wurden allein in Brasilien 7.000 km2 gerodet, was etwa der Hälfte der Schweizer Waldfläche entspricht.
Raubbau
Primärer Hauptrohstoff der Regenwälder ist Holz. Zunächst als Statussymbol betuchter Menschen fand Mahaghoni Einzug in die Möbelindustrie, gefolgt von Teak als robustes und haltbares Holz für Gartenmöbel. Der Bevölkerung weitgehend unbekannt ist die Tatsache, dass Tropenholz in Pressspanplatten und Verschalungsbretter für das Baugewerbe Verwendung findet. Durch mangelnde oder keine Abwasserverordnungen ist die Herstellung von Zellstoff in tropischen Ländern auch um ein vielfaches günstiger als hier in Deutschland, wo neben den Lohnkosten der maßgeblich kostenintensivste Anteil an der Produktion die Reinigung der Abwässer darstellt. Damit auch unsere empfindlichen Körperstellen sich wohlfühlen, verwenden einige Hersteller von Hygieneartikel Zellstoff aus den langfaserigen Anteilen des Eukalyptus und die Kosmetikindustrie Extrakte aus Pflanzenanteilen tropischer Gehölze. Als weiteren Faktor zur Regenwaldzerstörung muss der Abbau der Bodenschätze, wie Erdöl, Eisenerz, Bauxid, sowie Gold und Diamanten genannt werden, die zum Teil mit haarsträubenden, umweltzerstörenden Methoden gefördert werden.
Armut
Wie in anderen Bereichen schon erwähnt, hält der technische Fortschritt auch in entlegendsten Gebieten Einzug. Stromgeneratoren, Bootsmotoren, aber auch Gewehre bedürfen dem Unterhalt, der Wartung und der Reparatur, die allesamt Geld kosten. In den Regenwäldern sind jedoch die Einnahmequellen für die örtliche Bevölkerung rar gesät oder überhaupt nicht vorhanden. Einzig das Holz des Waldes. Es wird – auch in Schutzgebieten – illegal gerodet und heimlich an Sägewerke verkauft. Und sollten sie einmal von einem der wenigen Kontrolleure, die ebenso nur knapp über der Armutsgrenze verdienen, ertappt werden, so wird mit etwas „Schmiermittel“ das Unrecht wieder zurecht geschoben und beide profitieren davon.
Ernährung
Feucht-warmes Klima beeinflußt positiv das Wachstum der Pflanzen und dadurch erreichen Agronomen ohne wesentlichen körperlichen und finanziellen Aufwand schneller höhere Erträge. Die Nachfrage nach ungesättigten Fettsäuren in Form von Margarine und Pflanzenölen durch das wachsende Gesundheitsbewusstsein der Industrienationen steigt ebenso, wie für kostengünstiges Futter für die Massentierhaltung z.B. in Europa. Dies bringt den Herstellerländern durch Export einen enormes Wirtschaftswachstum. Irreführende Propagandanachrichten aus Brasilien, keinen Regenwald für den Sojaanbau abzuholzen, sind zwar inhaltlich korrekt, verschleiern jedoch die Tatsache, dass durch die Vergrößerung der Anbauflächen für Getreide usw. Weideflächen für Vieh verloren gehen. Diese verlagern sich z.B. im Bundesstaat Para / Brasilien nordwärts und verdrängen intakte Regewälder.
„Bio-„Energie
Die Nachfrage nach Palmöl wird durch das sich ändernde Umweltdenken in Deutschland, dem unbestechlich günstigen Preis (trotz Transport um die halbe Welt), sowie den strengeren Abgasnormen für Heizungsanlagen massiv erhöht. Desweiteren sorgt eine EU-Richtlinie zur Beimengung von „Bio“-Sprit in herkömmliche Kraftstoffe (z.Zt. 5,75 %) für einen weiter steigenden Bedarf. Dafür wachsen u.a. in Brasilien die Anbauflächen für Zuckerrohr und Mais zur Erzeugung von Bio-Alkoholen. Alle Maßnahmen sind im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Deutschland festgeschrieben und werden steuerlich subventioniert.
Infrastruktur
Durch den Ausbau des Straßennetzes öffnen sich die Regenwälder für das Eindringen der Siedler, Holzfäller, Goldgräber und Landspekulanten. So kann man auf Satellitenaufnahmen deutlich die Ausbreitung der Regenwaldvernichtung entlang der Strassen beobachten. Als weitere Folge gilt die zunehmende Industrialisierung der Tropenländer und damit verbunden der wachsende Energiebedarf. Dieser wird durch riesige Staudämme und Wasserkraftwerke gedeckt, welche vor allem im Amazonasbecken bedingt durch die flache Landschaft zu enormen Land- und Regenwaldverlusten führt.
Klimawandel
Durch die einsetzende Klimaerwärmung steigt die Kondensationsgrenze zur Wolkenbildung und schließlich sind dadurch z.B. die Bergregenwälder nebelfrei. Dies wiederum hat eine Änderung des Mikroklimas zur Folge und führt letztendlich zu einer Bedrohung von Arten, die auf die hohe Luftfeuchtigkeit, wie z.B. die Goldkröte am Monte Verde (Costa Rica), angewiesen sind.